G. Fiesoli u.a.: RICABIM

Titel
RICABIM, Repertorio di inventari e cataloghi di biblioteche medievali dal secolo VI al 1520. Repertory of inventories and catalogues of medieval libraries from the VIth century to 1520


Autor(en)
Fiesoli, Giovanni; Elena, Somigli
Erschienen
Florenz 2009: SISMEL - Edizioni del Galluzzo
Anzahl Seiten
342 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Michele C. Ferrari

Alle Paläographen, Kodikologen und Experten für die Textüberlieferung müssen mit einer gravierenden strukturellen Schwierigkeit ihrer Forschungsgebiete fertig werden, die darin besteht, dass ausgerechnet jenes Land, in dem von der Spätantike bis zum Spätmittelalter die bei weitem grösste Masse an handschriftlichen Erzeugnissen produziert wurde und in jenen Jahrhunderten einen entsprechenden kulturellen Einfluss in ganz Europa ausübte, schlecht erschlossen ist. Die Rede ist von Italien, das für die entsprechenden Studien nach wie vor eine Fundgrube darstellt, die Überraschungen jeglicher Art birgt. Grund dafür ist vor allem die Tatsache, dass kein günstiges Verhältnis zwischen der Quantität der Dokumente und ihrer wissenschaftlichen Verzeichnung existiert. Obwohl Italien eines der Mutterländer der modernen wissenschaftlichen Schriftkunde ist und obwohl Generationen von Forschern sich verdienstvoll um dieses Erbe bemüht haben, ist noch enorm viel zu tun. Mit grossen Erwartungen nimmt man deswegen diesen Band zur Hand. Nach einer ausführlichen Einführung (XI–XL) enthält er nicht weniger als 1733 Einträge zu Bücherlisten bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts, die alphabetisch nach Ort (von Albarese bei Grosseto bis Volterra) geordnet sind. Die Autoren haben dabei nicht nur Inventare und Nachlasslisten, sondern auch Kauf- und Schenkverträge berücksichtigt und sie jeweils peinlich genau kommentiert. Quellen und ggf. Editionen werden dabei aufgelistet. So kann man in diesem Band erfahren, dass die Serviten von Santa Annunziata am 1. August 1407 einen Geldbeitrag überwiesen haben, um vom Abt von Buonsollazzo einen verpfändeten Band zurückzuerwerben (Nr. 1087, 185). Das mag die sicherlich zahlreichen Forscher, die sich mit Buonsollazzo beschäftigen, aufregen. Alle anderen fragen sich: Kümmert uns das? Oder brauchen wir andere Informationen? Dort, wo in der Quelle die Handschriften genau aufgelistet sind, drucken die Autoren aber nur den ersten und den letzten Eintrag ab. Nicht einmal ein Register der gelegentlich erwähnten Texte findet sich in dieser Publikation. Man kann vielleicht tatsächlich von niemandem erwarten, dass er das überbordernde Material vollständig ediert, das die zahlreichen toskanischen Bibliotheken und Archive aufbewahren, aber leider ist es genau das, was die Forschung braucht. Hier hat man aber keine Chance auf Information – es sei denn, man kennt sich in Buonsollazzo aus oder sucht Nachrichten über den Schuster Francesco di Domenico di Giovanni (Nr. 275, 48) und vergleichbare Protagonisten der Weltgeschichte.

Zitierweise:
Michele C. Ferrari: Rezension zu: Giovanni Fiesoli/Elena Somigli, RICABIM, Repertorio di inventari e cataloghi di biblioteche medievali dal secolo VI al 1520/Repertory of inventories and catalogues of medieval libraries from the VIth century to 1520, Florenz, SISMEL Edizioni del Galluzzo, 2009. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte, Vol. 104, 2010, S. 473.

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